Tag 1: Anreise und Waldwanderungen
Bei meinem diesjährigen Aufenthalt in Ecuador bot sich mir die Gelegenheit, an einer Tour in den Yasuní Nationalpark teilzunehmen. Vier Tage und drei Nächte würde ich in der Sani Lodge verbringen. Ich konnte bereits einige Gegenden des Randbereiches des ecuadorianischen Regenwaldes kennenlernen, wie die Umgebung von Puyo, Tena und Macas. Aber so tief wie in den Yasuní oder Cuyabeno war ich bisher noch nicht vorgedrungen.
Der Weg in den Regenwald
Früh um 8 Uhr sollte ich am Flughafen sein, wo mir eine Mitarbeiterin der Sani Lodge den Boardingpass für den Flug nach Coca übergab. Der Flug von Quito nach Coca dauert lediglich rund 30 Minuten und da ich einen Fensterplatz hatte, und die Flughöhe recht niedrig war, konnte ich den Übergang von den Anden in die Regenwaldregion bewundern. In Coca angekommen, wurde ich von Raul, meinem Guide für die folgenden Tage, in Empfang genommen. In einem Taxi fuhren wir zum Anleger am Rio Napo. Dieser Fluss ist eine der größeren Zuflüsse des Amazonas.
Zusammen mit einem weiteren Reisenden, dem Guide und einigen Mitarbeitern der Lodge traten wir die etwa 2,5-stündige Fahrt im motorisierten Kanu an. Unterwegs gab es ein Lunchpaket mit Früchten, Snacks und einem Getränk. Es ist vorgeschrieben, Schwimmwesten zu tragen, aber ich hätte mich auch ohne sicher gefühlt. Die Fahrt war sehr angenehm – nur etwas windig. Wir fuhren abwechselnd am linken und rechten Ufer entlang und konnten neben der üppigen Vegetation auch einige Tiere beobachten.

So sahen wir gleich eine ganze Gruppe Schildkröten auf einem Stamm sitzen und mehrere Vogelarten in den Baumwipfeln. Auf der Höhe der Lodge angekommen, bogen wir in einen kleinen Flussarm des Napo ein, fuhren noch kurz durch etwas dichtere Vegetation und legten schließlich an einem Steg am Ufer an. Uns wurden Gummistiefel gegeben und es folgte eine kurze Wanderung durch Primärwald.
Ankunft in der Lodge
Dieses Gebiet, ebenso wie die Lodge gehört der Sani Gemeinschaft. Die Einnahmen, die die Lodge generiert, kommen direkt der Gemeinschaft zugute und werden zum Beispiel in die Schule oder medizinische Versorgung investiert. Nach dem kurzen Fußmarsch bestiegen wir Paddelkanus und ruderten durch einen Kanal mit Schwarzwasser zur Lagune, an der die Lodge liegt. Wieder einmal war ich beeindruckt von der Vegetation und dem Panorama, das sich mir bot.

In der Lodge angekommen erhielten wir ein Begrüßungsgetränk und Snacks und konnten uns etwas ausruhen.
Waldwanderung, erstes Abendessen und Nachtwanderung
Um 16 Uhr ging es auf den ersten Ausflug in den Wald. Ich wurde stets von meinem persönlichen Guide Raul und einem indigenen Guide der Gemeinschaft geführt. Beide waren sehr professionell mit jahrelanger Erfahrung im Tourismus und unglaublichem Wissen über Flora und Fauna. Ich hatte Glück, gleich drei Affenarten zu sehen, die auf der Suche nach Futter durch die Bäume sprangen. Ebenso beeindruckend ist die Vegetation mit verschlungenen Stämmen, Lianen und Wurzeln, unendlich vielen Grüntönen und bunten Pilzen. Die Insektenvielfalt ist natürlich auch sehr hoch, glücklicherweise hielten sich die Mückenschwärme jedoch in Grenzen. Wobei trotzdem zu empfehlen ist, lange Kleidung zu tragen und Mückenschutz zu verwenden.

Vor dem Abendessen hatte ich noch Gelegenheit, Lucy, den Hauskaiman kennenzulernen. Sie lebt in der Lagune und kommt angeschwommen, wenn Personal der Lodge ihr etwas Essbares hinwirft und so kann man sie aus nächster Nähe beobachten. Auf diese Weise wurde auch eine Wasserschildkröte angelockt.

Das Vegetarier-freundliche Abendessen bestand aus einer Gemüsesuppe als Vorspeise und als Hauptgang Aubergine mit Gemüse und Salatbeilage, gefolgt von einem kleinen Nachtisch in Form einer Banane mit Schokosoße.
Nach dem Abendessen begaben wir uns dann noch auf eine kurze Nachtwanderung. Dabei konnten wir verschiedene interessante Insekten entdecken, wie Nachtfalter, Heuschrecken, eine Tarantel, die sich gerade in ihr Lochzurückzog, einen Salamander, Spinnen etc. Und über unseren Köpfen huschten Fledermäuse hinweg. Nach diesem sehr langen Tag voller spannender Eindrücke ging ich früh schlafen, dann am nächsten Tag würden wir wieder sehr zeitig aufbrechen.
Tag 2: Aussichtsturm und Kanufahrt
Über den Baumwipfeln
Um 6:00 Uhr gab es Frühstück und um 6:30 Uhr fuhren wir mit dem Paddelkanu auf der Lagune, über der zum Teil noch der Morgendunst hing, was einen atemberaubenden Anblick bot. Wir bogen wieder in einen der Seitenarme ein und fuhren eine Weile an mystisch anmutenden Mangroven vorbei und gelangten schließlich an einen Anleger mitten im Wald.

Nach einem kurzen Spaziergang kamen wir an dem riesigen Kapok baum an, der als Stützpfeiler einer Aussichtsplattform dient. Zahlreiche Stufen führten hinauf und es war interessant, die verschiedenen Ebenen des Waldes auf gleicher Höhe zu erleben. Normalerweise habe ich etwas Höhenangst, aber da man eigentlich nie bis zum Boden durchschauen konnte, war das kein Problem.

Die Aussicht von oben war spektakulär! Es war schon ein anderer Gast mit seinem Guide da und ein professionelles Teleskop war aufgebaut. Dank dessen und der scharfen Augen der Guide, konnte ich auch einige Vogelarten sehr detailliert erkennen. Ich habe keine professionelle Fotoausrüstung und meine Handykamera ist auch nicht die Beste, aber durch das Teleskop hatte auch ich die Gelegenheit, einige “Nahaufnahmen“ zu machen.

Anschließend ruderten wir mit vielen Stopps zurück. Bei einem dieser Zwischenhalte sahen wir eine große Gruppe grüner Papageien (amazona farinosa und amazona alinaranja), die von den Pflanzen am Ufer fraßen, um so wichtige Minerale aufzunehmen. Ich bin an sich kein Vogelfanatiker, aber Papageien und Sittiche könnte ich sehr lange beobachten.
Da es langsam Mittagszeit wurde, ruderten wir zurück zur Lodge. Zu Mittag gab es frittierte Yucca mit Menestra (eine Art dicker Bohnen- oder Linseneintopf) und Salat.
Über die Mittagszeit hatte es etwas geregnet aber pünktlich für den Nachmittagsausflug hörte es auf. Ich hatte die Wahl zwischen einem weiteren Bootstour und einer Waldwanderung. Ich entschied mich für die Bootstour.
Naturbeobachtung vom Wasser aus
Wir ruderten gemächlich auf den ruhigen Gewässern der Nebenarme entlang und hielten immer wieder Inne und Ausschau. Ich denke, allgemein hat man vom Regenwald das Bild, dass die Tiere ständig aus den Büschen springen und geradezu auf die Touristen warten. Tatsächlich braucht man aber sehr viel Geduld, Glück und ein geschultes Auge – und am besten auch ein Fernglas – um die verschiedenen Arten zu entdecken. Das Highlight dieser Bootstour waren für mich die Affengruppe die in den Bäumen relativ nahe über uns turnte und die wir lange beobachteten.
Wir fuhren schließlich wieder Richtung Lodge zurück und hielten Ausschau nach weiteren Tieren. Ziemlich plötzlich und auch nur für wenige Augenblicke sahen wir vier große Köpfe aus dem Wasser auftauchen: Nutria gigante. Diese Tiere können bis zu 1,80 m groß werden und gehören zu den vier bedeutenden Raubtieren der Region.
Ein weiterer Tag mit vielen tollen Eindrücken neigte sich zu Ende und zum Abendessen ließ ich diesmal den Hauptgang aus, um nicht zu übersättigt schlafen zu gehen, denn am nächsten Tag würden wir bereits um 6 Uhr aufbrechen.
Der erste Erlebnisbericht hat Sie bereits inspiriert und Sie möchten den ecuadorianischen Regenwald selbst einmal kennenlernen? Wir bieten Ihnen Individualreisen und Gruppenreisen nach Ecuador und Galapagos an, bei denen wir gern ein Regenwaldprogramm mit einplanen können.